Kurzportrait: 25. Österreichischer Fernschach Staatsmeister - Wolfgang Humer

Zu meiner Person:

Bin 46 Jahre, Polizeibeamter in Linz, verheiratet und habe einen Sohn mit 17 Jahren.
Spiele im Nahschach (ELO ca. 2200) bei Ansfelden in der 2. OÖ. Landesliga, wir werden heuer wahrscheinlich aufsteigen und streben den Durchmarsch in die Staatsliga B an.

Ich begann im März 1974 mit FS, spielte dann knapp 6 Jahre und begann nach einer Pause von ca. 17 Jahren im Jahr 1997 von Neuem. Anlaß für meinen ersten Kontakt mit FS war die Rubrik von Herrn Spitzenberger im Volksblatt, wo man gegen ihn spielen konnte - seine Antwortzüge wurden in der Zeitung veröffentlicht.
Am FS fasziniert mich die Lösung von Stellungsproblemen; wie sich die anfänglichen Nebel lichten und der vermeintlich beste Zug ermittelt wird.


Schachliche Vorbilder habe ich keine; natürlich versuche ich, möglichst nahe an die Qualität des besten Spielers Kasparow heranzukommen.
Meinem Stil entspricht am ehesten die aktive und intuitive Spielweise von Bronstein.

Mein bisher größter Erfolg im FS ist natürlich der Gewinn der letzten ÖFM. Davor, in den 70er Jahren, qualifizierte ich mich mit dem Sieg im damaligen B-Turnier für das Finale der ÖFM.

Als Anekdote kann ich Folgendes anführen:
Beim Finale zur FS-Staatsmeisterschaft 1980 spielte auch der bereits verstorbene FS-IM Egon Spitzenberger mit, der gleichzeitig Turnierleiter war. Nach einem frühen unkorrekten Figurenopfer stand er schon nach wenigen Zügen, obwohl mit Weiß spielend, gegen mich klar auf Verlust. Ohne daß zuvor bei mir eine Zeitüberschreitung festgestellt worden wäre, erhielt ich von ihm plötzlich folgendes Schreiben: " Ich erkenne in unserer Partie gegen Sie auf Verlust durch Zeitüberschreitung. Aber wenn Sie Remis bieten, nehme ich an." Das erboste mich so, daß ich das Turnier sofort abbrach und erst 17 Jahre später wieder mit FS begann.

Das Geheimnis meines Erfolges ist vielleicht ein besonders ausgeprägtes Positionsgefühl, das mich intuitiv bei der Zügeauswahl schon die schlechten von den guten trennen läßt. Der Zeitaufwand pro Fernpartie ist natürlich unterschiedlich, kann aber manchmal enorm sein. So investierte ich in einen Zug bei der letzten ÖFM ganze 3 Wochen intensiven Studiums.

Als Rat für junge FS-Spieler kann ich nur kurz auf eine möglichst gründliche und, um Zeit zu sparen, systematische Analyse verweisen.

Die Zukunft des FS, auch in Österreich, wird wohl durch die neue Technologie "E-Mail" einen Aufschwung erleben, wodurch diese Sparte an Attraktivität gewinnt. Aktive Nahschachspieler der Spitze werden aus Zeitgründen weiterhin kaum teilnehmen können. Die Möglichkeit mittels E-Mail zu spielen ist zweifellos ein enormer Fortschritt, wenn man die Postwege nach Rußland oder Indien bedenkt.

Ein Computer im FS wird allein niemals einen guten Spieler schlagen können. Er ist aber ein entscheidender Faktor in der Kontrolle und Berechnung von taktischen Varianten. Also keine Gefahr für das FS, aber auch keine Bereicherung, denn fehlende eigene taktische Fähigkeiten werden durch den Computer kompensiert, was den tatsächlichen persönlichen Leistungsstand verzerrt.

Meine größten anderen Interessen neben Schach sind Geschichte und klassische Musik.


Friesenhahn Mag.,H (2145) - Humer,W (2203) [D00]

7.BLMM, 1998/99, board 3, 1998
[Humer]

1.d4 Sf6 2.Lg5 Der Trompovsky-Angriff ist mittlerweile eine oft verwendete Waffe 2...d5 3.Lxf6 exf6 [3...gxf6 wird oft gespielt; scheint mir aber riskant] 4.e3 Ld6 5.c4 [5.c3 ergibt einen nachhaltigen, aber geringen Eroeffnungsvorteil. In einer Fernpartie sollte es doch gelingen das Spiel spaeter auszugleichen.] 5...dxc4 6.Lxc4 0-0 7.Sc3 f5 8.Sf3 [8.Dc2 Sd7 waere nur Zugumstellung, da sich 9.Dxf5 wegen 9...Se5 verbietet.] 8...Sd7 9.0-0 c6 10.Dc2 Sf6 11.Tfe1 g6 In Hinblick auf das vorbereitete e4 war die Position anders nicht zu verstaerken. 12.Tac1 Da5 Jetzt gut, da a3 nebst b4 nicht mehr geht 13.Ted1 Nimmt Abszand von e4, was aber eher dem schwarzen Laeuferpaar zugute gekommen waere. 13...Ld7 14.Db3 b5 15.Ld3 Tfe8!? Unternehmend gespielt. Vorsichtig und gut waere 15...a6 16.Sg5 Te7 17.d5 Sg4!? Nur so kann die Spannung aufrecht erhalten bleiben. Nichts braechte 17...c5 18.Sxb5 Tb8 19.Dc3 18.h3 Sxf2!? ein spektakulaeres Opfer auf lange Sicht 19.Kxf2 Db6 20.Kf1 [Unklar war die Altzernative 20.Te1 Lf4 21.d6 Lxe3+ 22.Kf1 Le6 23.Sxe6 Txe6 24.Tcd1 Lg1] 20...Dxe3 21.Sf3 Lg3 22.Dc2 Tae8 23.Dd2 Db6 24.Tc2 Te3 25.Tdc1 Lf4 26.Dd1 c5 27.Se2 Txf3+!? 28.gxf3 Le3! Ein wirklich starker Laeufer. Trotz Mehrturm ist die Lage fuer Weiss nicht leicht 29.b3 f4 30.Kg2 Te5 31.Kh1! Ermoeglicht die Verteidigung durch den Tc2 auf der 2.Reihe 31...Th5 32.Sg1 Tg5 33.De2? Jetzt geht es bergab. [Spielbar war 33.Tg2 Txd5 34.Dc2 Lxc1 35.Le4 Lxh3 36.Txg6+! hxg6 37.Lxd5 Dd6 38.Le4 und es wird wohl keine Seite gewinnen] 33...Tg3! Es droht 34...Lxg1 35.Txg1 Txh3+ 36.Kg2 c4 37.Df2 Tg3+ 38.Kf1 Txg1+ 39.Dxg1 Dxg1+ 40.Kxg1 cxd3 41.Td2 Lf5 und Schwarz gewinnt. 34.a4!? Vereitelt die obige Variante durch die Moeglichkeit des Zwischenzuges a5 34...bxa4 35.bxa4 Lxa4!? [Auf 35...Df6 koennte Weiss mit 36.Lb5 Lf5 37.Ld3 laestig werden. Der Wegzug des Laeufers auf h3 ist noch drinnen, weil der weisse Koenig aus seinem Kaefig ohnehin nicht entkommen kann. Im uebrigen sei noch verraten, dass der freie Bauer a7 im Endpsiel noch eine entscheidende Rolle spielen wird.] 36.Tc4 Weiss hat nichts Besseres. 36...Ld7 37.Te1 Df6 38.h4!? Stellt noch eine, wenn auch leicht zu durchschauende Falle: 38...Lxg1 ? 39.De7 ! und Weiss lebt noch 38...Dxh4+ [Stark ware auch im SInne der vorigen Anmerkung 38...Kf8 , aber ich musste mich fuer eine Gewinnvarainte entscheiden. Nebenbei: Geschaehe in einer Turnierpartie die Folge 35...Lxa4 38.h4 und womoeglich noch 38...Kf8, man wuerde im ersten Moment wohl an blutige Anfaenger glauben.] 39.Dh2 Lh3! 40.Tc2 Tg2! 41.Txg2 Lxg2+ 42.Kxg2 Dxe1 43.Kh1 Dd1 [Es gewann auch sogleich 43...Dxg1+ , aber bequemerweise wollte ich zuvor noch den Koenig nach e7 bringen.] 44.Lc4 Kf8 45.Dh6+ Ke8 46.Lb5+ Ke7 47.Dg5+ Kf8 48.Le2 [48.Dh6+ Kg8 49.Dg5 h6!] 48...Dxg1+ 49.Dxg1 Lxg1 50.Kxg1 Ke7 51.Lc4 Kd6 52.Kg2 h5
0-1